Hessen-Verbandstag 2019

– Regionale Wirtschaftskreisläufe und Fördermöglichkeiten     



Quelle: afz, Jörg Schiffeler


Die Mitglieder- und Delegiertenversammlung zum hessischen Fleischer-Verbandstag 2019 fand am Mittwoch, 21. August, erneut im Bürgerhaus in Ranstadt-Ober-Mockstadt statt. Neben den Ehrenmitgliedern und Gästen waren 14 Innungen mit 19 Delegierten persönlich vertreten. Der thematische Schwerpunkt lag neben der satzungsgemäßen Abhandlung der Regularien in diesem Jahr auf den regionalen Wirtschaftskreisläufen und der finanziellen Förderung von fleischerhandwerklichen Betrieben.

Angeregt hatte dieses Thema Obermeister der Fleischerinnung Schwalm-Eder, Fritz Kästel, der aus eigener Erfahrung über die Marketinggesellschaft „Gutes aus Hessen“ (MGH) und die bestehenden Fördermöglichkeiten berichten konnte. Für ihn bietet die strategische Ausrichtung auf die Vermarktung regionaler Produkte für fleischerhandwerkliche Betriebe eine große Chance, sich individuell zu profilieren und sich der Vergleichbarkeit mit dem Lebensmittelhandel zu entziehen. Als Gastreferenten hatte LIM Eckhart Neun die Managerin der Qualitätsmarke „Geprüfte Qualität Hessen“, Claudia Weiß, und Geschäftsführer der Betreuungsgesellschaft für landwirtschaftliches Bauwesen (BGL), Bernd Vaupel, eingeladen.

Begonnen hatte der Verbandstag mit Live-Interviews der Teilnehmer zur hr3 Morning-Show mit Tanja und Tobi. Hintergrund war die für Oktober geplante und dann auch gesendete Sympathieaktion des Hessischen Rundfunks für Innungsbetriebe unter dem Titel „Tobis Lieblingswurst Garantie“.

In seinem Geschäftsbericht ließ LIM Neun die zahlreichen Aktivitäten des LIV Hessen seit der letzten Versammlung Revue passieren. Über die meisten Ereignisse sei bereits im letzten Mitglieder-Rundschreiben „Hessen-aktuell“ an alle Innungsbetriebe ausführlich berichtet worden. Die wirtschaftliche Entwicklung der Betriebe bezeichnete er bis zum aktuellen Zeitpunkt als positiv, Sorgen bereite der weitere Mitgliederrückgang von 42 Betrieben im letzten Jahr. Die Ausbildungssituation bewege sich weiter auf der Talsohle, obwohl mit 121 neu abgeschlossenen Ausbildungsverträgen bei den Fleischern und 100 Neuabschlüssen bei den Fachverkäuferinnen 17 bzw. 7 mehr als im Vorjahr zu verzeichnen gewesen seien. In der anschließenden Aussprache wurde der Forderung nach einem Schlachtzentrum für das Rhein-Main-Gebiet eine klare Absage erteilt. Vielmehr gelte es die bestehenden Schlachtkapazitäten in Hessen auszulasten.

Schatzmeister Georg Volz konnte über eine weiterhin solide Finanzsituation des LIV Hessen berichten. Nach der ersten, in 2018 beschlossenen Beitragserhöhung während des letzten Jahrzehnts, bleibe der Beitrag für den Landesverband 2020 unverändert. Die Beitragserhöhung des DFV müsse allerdings an die Betriebe weitergegeben werden. In diesem Zusammenhang betonte er die wachsende Bedeutung der Facharbeit, die beim DFV für die Betriebe geleistet werde, und die es im eigenen Interesse mit allen Kräften zu unterstützen gelte. Unter einvernehmlicher Zustimmung konnte LIM Neun ein positives Fazit der Versammlung ziehen. Ansprechpartner ist Diplom-Volkswirt Klaus Hühne, k.huehne
@fleischerhandwerk.de
, Tel.: 069/63302-143.

 

MGH Managerin Claudia Weiß informiert über Qualitäts- und Herkunftszeichen

Frau Weiß berichtete den Delegierten zum hessischen Fleischer-Verbandstag, zur MGH gehörten der 1989 gegründete e. V. und die 2004 gegründete GmbH. Der Verein habe 53 Mitglieder aus Produktion und Verarbeitung. Hinzu kämen Landkreise und Verbände, wie der Fleischerverband Hessen. Die Aufgabe der MGH sei das Marketing für die hessische Land- und Ernährungswirtschaft. Damit würden mittelständische Betriebe und ganze Regionen gefördert. Mit dem Marketing für Lebensmittel aus der Region wolle man die an der Lebensmittelkette Beteiligten aus der Anonymität lösen und die Wahrnehmung der Verbraucher für regionale Lebensmittel als die qualitativ besseren schärfen. Die Unterstützung der heimischen Landwirtschaft, kurze Transportwege und der Erhalt von Arbeitsplätzen in der Region seien zusätzliche Kaufmotive, mit denen man eine Gegenbewegung zur Globalisierung bilde.

Die beiden Siegel der MGH, „Geprüfte Qualität Hessen“ und „Bio aus Hessen“, würden bezüglich ihres Bekanntheitsgrades aus der allgemeinen Siegelflut herausragen. Die MGH sei der Systemgeber der beiden Siegel für Erzeugung, die Verarbeitung und Vermarktung und den Handel. Ein zentraler Produktbereich sei dabei die Erzeugung von Fleisch und die Verarbeitung und Vermarktung von Fleisch- und Wurstwaren. Das Siegel „Geprüfte Qualität Hessen“ sei staatlich anerkannt und gewährleiste neutrale Kontrollen vom Landwirt bis zur Ladentheke, hohe Qualitätsstandards, eine umweltnahe Produktion und eine nachvollziehbare Herkunftsgarantie. Das Kontrollsystem sei transparent und für interessierte Betriebe des hessischen Fleischerhandwerks ohne größere Probleme erfüllbar. Aus allen Produktbereichen habe die MGH zusammen fast 700 hessische Partnerbetriebe.

Frau Weiß informiert weiter über die Aktivitäten im Bereich Marketing. In den Social Media habe die Website der MGH bei Facebook fast 30.000 Follower. Daneben sei die MGH regelmäßig bei größeren Veranstaltungen  vertreten, wie der Grünen Woche oder dem Hessentag sowie auf Messen, wie der Messe Land & Genuss. Große Aufmerksamkeit erhielten auch die Verleihung des Hessischen „Qualileo“, dem Jurypreis für Produkte mit den beiden MGH-Siegeln, und saisonale Veranstaltungen, wie die Eröffnung der Erdbeer- oder Spargelsaison. Die Pressearbeit konzentriere sich momentan auf die aktuelle Kampagne zur Stärkung der Mitgliedsbetriebe der MGH aus dem Bereich des Lebensmittelhandwerks. Beispielhaft werden Plakate und sonstige Werbemittel der Aktion „Handmade in Hessen“ für Fleischer und Bäcker und das diesbezügliche Presseecho vorgestellt. Insgesamt werde eine umfassende Unterstützung zur Vermarktung regionaler Produkte geboten. Ansprechpartnerin für Fragen zur Zertifizierung ist Claudia Weiß, cweiss@gutes-aus-hessen.de, Tel.: 06031/7323-65.

 

Initiative „Hessenfleisch“ und Investitionsförderung

BGL-Geschäftsführer Bernd Vaupel informierte die Delegierten beim diesjährigen hessischen Fleischer-Verbandstag zunächst über die Initiative „Hessenfleisch“. Diese sei vor dem Hintergrund der Schließung des Schlachthofes in Kassel und der Sorge um die Warmfleischverarbeitung der Rohware zur Herstellung der Ahlen Worscht entstanden. Die fehlende Abstimmung der hessischen Betriebe im Bereich der Schlachtvieherzeugung und Fleischvermarktung habe Dr. Jürgen Becker vom Regierungspräsidium (RP) Gießen zum Anlass genommen, die Kooperation Hessenfleisch ins Leben zu rufen.

Das Ziel seien die Entwicklung einer Wertschöpfungskette über alle Stufen der Produktion und Vermarktung hinweg, sowie der Auf- und Ausbau regionaler Wirtschaftskreisläufe. Dabei sollen durch kurze Transport- und Vermarktungswege und die Förderung moderner Maschinen auch die Aspekte des Tier- und Klimaschutzes Berücksichtigung finden. Die Zusammenarbeit der Marktbeteiligten soll durch Kontrakte mittel- bis langfristig angelegt sein. Die geplante Förderung soll alle daran beteiligten kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) umfassen, und damit auch die des Fleischerhandwerks. Die wissenschaftliche Grundlage des Projektes „Kooperation Hessenfleisch“ soll eine Studie der Justus Liebig Universität Gießen liefern.

Herr Vaupel informierte die Delegierten weiter über die aktuelle Investitionsförderung in Hessen. Ziel der Förderung sei die Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen der Verarbeitung und Vermarktung landwirtschaftlicher Erzeugnisse. Der Kreis der Zuwendungsempfänger sei nicht auf die Primärproduktion beschränkt und umfasse beispielsweise auch Schlacht- und Zerlegebetriebe, Bäckereien und Fleischereien. Förderfähig seien damit auch alle Investitionen, die der Lagerung, Kühlung, marktgerechten Aufbereitung, Verpackung, Verarbeitung und Vermarktung landwirtschaftlicher Erzeugnisse dienten. Dazu zähle auch der Neu- und Ausbau von Kapazitäten einschließlich technischer Einrichtung und innerbetrieblicher Rationalisierung durch Umbau oder Modernisierung. Allgemeine Aufwendungen z. B. für Architektenleistungen, Baugenehmigung und Beratung fielen ebenfalls darunter.

Die Höhe der Förderung betrage zwischen 25 und 40 Prozent der Investitionssumme und das Mindestinvestitionsvolumen seien 50.000 Euro. Das Vorhaben müsse in Hessen stattfinden und einen Beitrag zum Ressourcenschutz leisten. Die Förderempfänger seien verpflichtet, mindestens 40 Prozent der geförderten Verarbeitungskapazität für die Dauer von fünf Jahren durch Lieferverträge mit Erzeugergemeinschaften oder einzelnen landwirtschaftlichen Erzeugern nachzuweisen. Daneben existiere noch ein Förderprogramm zur Grundversorgung, das auch die Förderung von Verkaufseinrichtungen beinhalte. Er selbst helfe den Betrieben bei der Antragstellung, die Bewilligungsbehörde sei das RP Gießen. Er sei auch gerne bereit, bei Innungsversammlungen über die Investitionsförderung in Hessen zu informieren. Ansprechpartner ist Bernd Vaupel, bernd.vaupel@bgl-baubetreuung.de, Tel.: 05681/7706-61.